Eleonore v. dem Knesebeck stammte aus Wittingen (✽ 1655 auf Gut Nordsteimke/Helmstedt ✢ 1717). Sie wurde als Mitwisserin einer heimlichen Liebesaffäre in höchsten Kreisen des Fürstenhauses Hannover auf der Bergfeste Scharzfels inhaftiert und nach dreijähriger Gefangenschaft in einer spektakulären Aktion befreit. Das uradelige Fräulein Eleonore v. dem Knesebeck wurde Kammerfrau der Kurprinzessin dann Kurfürstin Sophia Dorothea (✽ 15.9.1666 ✢ 13.11. 1726) von Hannover, Ehefrau des Kurprinzen dann Kurfürsten Georg Ludwig zu Hannover. Die Ehe war nicht glücklich. Sophia Dorothea ging eine Affäre mit dem Hofkavalier Philipp Christoph Graf von Königsmark (✽ 14.3. 1665 ✢ 11.7.1694) ein. Die Liaison flog auf. Graf Königsmarck wurde am 11.7.1694 im Leineschloss ermordet. Kurfürst Georg Ludwig ließ sich scheiden und verbannte Sophie Dorothea auf das Wasserschloss Ahlden. Eleonore v. dem Knesebeck spielte in der Liebesaffäre eine zentrale Rolle. Etliche Liebesbriefe der beiden gingen durch Eleonores Hände, sie half bei heimlichen Zusammenkünften.
Sie war in treuen Diensten der Prinzessin, in der Affäre wohl auch aktiv beteiligt und wurde zur gefährlichen Mitwisserin aller Details des Skandals, des Mordes und der Machenschaften am Hofe des gehörnten späteren Kurfürsten zu Hannover. (…) So kam die Unglückliche in Festungs- und Isolationshaft, auf das Staatsgefängnis Scharzfels. Am 3. Februar 1695 sollten sich die Burgtore hinter Eleonore für immer schließen.
Filous Vladi, Osterode, 2012
Trotz eines ihr auferlegten Kontaktverbotes gelang es der Gefangenen mit ihrer Familie in Verbindung zu treten. Da Eleonore ohne Anklage, Prozess und Urteil in Isolationshaft saß und der kurfürstliche Hof auch die Hinterlegung einer Kaution von 100.000 Thalern verweigerte, beschlossen die v. dem Knesebecks die Befreiung ihrer Eleonore. Am 5.11.1697 schlich sich der Dachdecker Hans Veit Rentsch übers Dach zum Zimmer der Gefangenen, bohrte die Holzdecke auf und befreite die 42-Jährige. An einem Seil seilten sie sich über die Fassade und den 20 Meter hohen Fels ab. An sicherer Stelle erwartete sie Eleonores Schwager Hans Friedrich v. Metzsch mit Pferden. Mit 11 Thaler für den Schieferdecker Hans Rentsch, unterstütze auch Maria Aurora, die Schwester des ermordeten Graf Königsmarck, die Befreiungsaktion. Der Schwager brachte Eleonore über die Grenze auf Wolfenbüttelsches Gebiet. In Wien erbat sie bei Kaiser Leopold I. einen Schutzbrief, der ihr gewährt wurde. In ihrem Haftzimmer auf der Feste Scharzfels fand man die Wände von Eleonore vollgeschrieben mit Gebeten, Gedichten und dies: Der Churfürst hat mich hergebracht durch seine Tyrannei und Macht, doch Gottes Macht ist größer, die öffnet Thür und Schlösser.